Das Wasserspiel vor dem Berufsbildungszentrum in Langenthal.
Die Kreiselskulptur bei Berger Metallbau in Langnau.
Der aus Tausenden von Schrottstückchen bestehende Pfeil im Schweizer Fernsehen Ende der 1980er Jahre.
Bestimmt haben Sie eine dieser Eisenplastiken schon einmal gesehen. Sie wurden alle von Heiko Schütz erschaffen. Als Eisenwerker hat er sich in der Schweiz und über die Landesgrenzen hinaus einen Namen in der Kunstszene gemacht. Seine imposanten Werke sind insbesondere in den Regionen Bern und Solothurn häufig anzutreffen.
Seit über 50 Jahren erfindet sich der gebürtige Kirchberger immer wieder neu und bleibt sich dennoch treu. Darin sieht er auch seinen Erfolg: Es sei weder ein bedeutsamer Moment noch ein konkretes Werk. Es sei vielmehr die Kontinuität, mit der er über all die Jahrzehnte seine Kunst ausleben und davon leben dürfe. Und sein stabiles und vertrauensvolles Umfeld. Das sei für ihn sein grösster Erfolg, sagt er.
Eisen, ein genügsamer Werkstoff
Fangen wir von vorne an. Der Werdegang von Heiko Schütz hat mit einer Mechanikerlehre begonnen. Dort hat er zum ersten Mal Eisen bearbeitet. Neben der Arbeit mit Maschinen hat er aus Restmaterial kleine Objekte gebastelt – ganz intuitiv und ohne Plan. «Ich fand es faszinierend, wenn die Späne tanzten», erinnert sich Heiko Schütz. Sein Lehrmeister hatte ihn damals ermahnt, dass er hier sei, um mechanische Teile zu produzieren und nicht um künstlerisch tätig zu sein. Später gestand dieser dann: «Ich wusste immer, dass du Künstler bist und nicht Mechaniker.»
«Ich fand es faszinierend, wenn die Späne tanzten.»
«Eisen ist genügsam», erklärt sich Heiko Schütz die Wirkung des Metalls auf ihn. «Macht man einen Fehler, kann man das Material wieder ‹zwägbiege› oder abschneiden und neu zusammenschweissen.» Diese Flexibilität habe ihn von Anfang an fasziniert. Für Heiko Schütz war es immer das Gestalterische, das ihn begeistert hat. Er habe es aber nicht angestrebt, Künstler zu werden, sondern sei in die Kunst hineingeschlittert.
Ein prägendes Erlebnis war der Besuch eines Schrottplatzes, wo Heiko Schütz tausende Tonnen Altmetall vor sich sah. «Da ist mir bewusst geworden: Jedes dieser Teile hat seine eigene Vergangenheit», sagt er. Inspiriert davon kam ihm die Idee, aus den Fundstücken ein Buch zu machen und sie so ihre Geschichte erzählen zu lassen. So erschuf Heiko Schütz 1982 das erste Eisenbuch. Das war gleichzeitig der Durchbruch in seiner künstlerischen Laufbahn.
Zwischen Bodenhaftung und Fantasie
Heiko Schütz ist es wichtig, die Balance zwischen Fantasie und Bodenständigkeit zu halten. «Muesch scho am Bode blibe mit beidne Bei. Nume Luftibus geit nid», erklärt er. Dieser Grundsatz begleitet ihn in seiner Kunst genauso wie im Alltag. Sein Schaffensprozess ist von Intuition geprägt. Oft beginnt er mit einer Idee, lässt sich während des Arbeitens aber vom Material leiten. «Ich suche nicht nach Inspiration. Sie kommt von selbst. Und ich lasse zu, was passiert.» Diese Offenheit spiegelt sich in der Vielfalt seiner Werke wider. Manchmal arbeitet er auch an mehreren Projekten gleichzeitig. «Ich bleibe dran, solange es mir Freude macht. Wenn es ein Knorz wird oder ich mich verkrampfe, dann höre ich auf und mache später daran weiter.»
«Muesch scho am Bode blibe mit beidne Bei.
Nume Luftibus geit nid.»
Nährboden für seine Kreativität sind aber auch seine Umgebung und sein persönliches Umfeld. Gemeinsam mit seiner Frau Beatrix lebt der Eisenwerker Heiko Schütz in einem 240-jährigen Haus im «Dörfli» von Niederönz, direkt an der Önz – ein Ort, der ihm genügend Freiheit gibt, seiner Kreativität nachzugehen. In der Werkstatt entstehen seine Skulpturen, hinter dem Haus sind einige davon anzuschauen: Mit den Jahren ist ein ganzer Skulpturengarten entstanden. Er zeigt die vielfältigen Kunstwerke von Heiko Schütz. «Jedes Werk erzählt seine eigene Geschichte», sagt er stolz.
Die Fächerskulpturen zum Beispiel. Sie waren einst Teil des Dampfschiffs MS Lötschberg, das über 80 Jahre lang auf dem Brienzersee unterwegs war. Um die Jahrtausendwende hatte Heiko Schütz einen Anruf erhalten. Die MS Lötschberg würde umfassend renoviert und ihre Dampfkessel hätten ausgedient. Ob er etwas damit anfangen könne. Heiko Schütz konnte. Er richtete in einem Hangar in Interlaken sein Atelier ein und schuf aus dem Material eine Serie von Skulpturen.
Über Heiko Schütz
Heiko Schütz ist 1954 in Kirchberg geboren. Nach der Schule absolvierte er eine Mechanikerlehre, in deren Rahmen er zum ersten Mal mit Eisen arbeitete. Danach bezog er sein erstes Atelier und arbeitete vier Jahre lang beim Berner Bildhauer und Eisenplastiker Bernhard Luginbühl mit. 1980 verlegte Heiko Schütz seinen Wohn- und Arbeitsort nach Burgäschi und ein Jahr später führte er seine erste Ausstellung in Solothurn durch. 1982 schaffte er mit dem Eisenbuch den künstlerischen Durchbruch. In einem halben Jahrhundert hat Heiko Schütz seine Kunst laufend weiterentwickelt, mit neuen Materialien, Formen und Elementen experimentiert. Dem Werkstoff Eisen ist er aber immer treu geblieben. Seit 2020 widmet er sich der Buchstabenkunst. Viele seiner Werke sind in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern entstanden. Heiko Schütz’ Kunst ist schweizweit bekannt. Zusammen mit seiner Frau Beatrix und seiner Familie lebt Heiko Schütz seit 1993 in Niederönz.
Auf Voranmeldung heisst er interessierte Besucherinnen und Besucher gerne in seinem Skulpturengarten willkommen.
Wenn aus Begegnungen Grosses entsteht
Mit seiner Kunst möchte Heiko Schütz bei anderen Menschen etwas bewirken. «Vielleicht stösst eines meiner Werke einen Denkprozess an. Vielleicht schaut jemand auch einfach zweimal hin. Man muss nicht immer so genau definieren können, was es mit einem macht.» Besonders gerne schaut er Kindern zu, die seine Werke erkunden. «Wenn ein Kind meine Werke mit den Händen entdeckt, seinen Namen sucht oder Geschichten hineininterpretiert, dann habe ich mein Ziel erreicht.»
Und was löst seine eigene Kunst im Eisenwerker aus? «Wenn ich ein Werk vor mir stehen und wirken sehe, macht mich das ‹scho ä chli stouz›», gibt er zu und schmunzelt dabei.
«Wenn ich ein Werk vor mir stehen und wirken sehe,
macht mich das ‹scho ä chli stouz›»
In den letzten Jahren hat sich Heiko Schütz der Buchstabenkunst gewidmet. Das Rohmaterial dafür bezieht er von Unternehmen in der Nähe. Und dann lässt er sich von seiner Intuition leiten – und von Begegnungen. So sind Eisenbücher aus Buchstaben und Buchstabenkugeln entstanden. In Zusammenarbeit mit dem Glaskünstler Simon Berger hat er Buchstabengesichter entwickelt. Und dank anderer Kontakte ist sogar ein Heissluftballon entstanden. Damit hat Heiko Schütz eine riesige glühende Buchstabenkugel zum Fliegen gebracht – umgerechnet in Eisenbuchstaben eine 70 Tonnen schwere Kugel.
«G’ärdet» sein als Basis für den Erfolg
Eine Begegnung hat auch Heiko Schütz und Alex Oppliger, Leiter der Filiale Herzogenbuchsee der Bernerland Bank zusammengebracht. «Alex Oppliger war mir von Anfang an sympathisch», sagt Heiko Schütz. «Meine Frau und ich hatten gerade ein Anliegen und er hat sofort gespürt, was wir brauchen. Er ist auf uns eingegangen. Das hat uns ein gutes Gefühl gegeben.» Deshalb hätten sie bewusst die Bernerland Bank gewählt.
Die Geschichte von Heiko Schütz zeigt, wie wichtig es ist, «g'ärdet» zu sein. Auf einer stabilen Basis aufzubauen – sei es in der Kunst, in der Region oder bei der Bernerland Bank. In den Worten von Heiko Schütz: «Geerdet sein heisst, Boden unter den Füssen zu haben und überlegt zu handeln. Aber es bedeutet auch, offen zu sein und Neues zuzulassen.»