Kaum scheint der Ausweg aus der Coronapandemie gefunden, erschüttert der Krieg zwischen Russland und der Ukraine die Welt. Er führt zum grössten Rohstoffpreisschock seit den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts.
Öl, Gas und Grundnahrungsmittel sind teurer
Russland ist ein grosser Ölproduzent und der wichtigste Erdgaslieferant Europas. Als unmittelbare Folge des Kriegs hat sich der europäische Gaspreis in den vergangenen Wochen verdoppelt, während der Rohölpreis seit Jahresbeginn um über 60 % gestiegen ist. Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais oder Gerste stammen zu einem Grossteil aus der Ukraine. Auch diese Preise haben einen beträchtlichen Sprung nach oben genommen.
Obwohl sich die Energiepreise bei den Heizrechnungen und an den Tankstellen bemerkbar machen, ist die Teuerung in der Schweiz mit +2,2 % (Stand Februar 2022) noch nicht sehr ausgeprägt. Ein Grund dafür ist der starke Franken.
USA erfährt Teuerung von +7,9 %
Anders in der Eurozone, wo die Jahresteuerung Ende Februar bei +5,9 % lag, und in den USA, wo sie mit + 7,9 % noch ausgeprägter ist. Die USA hat die Konsumentenpreise aktiv beeinflusst. Die amerikanische Wirtschaft ist stark vom Konsumverhalten der Amerikaner abhängig. Da dieses während der Coronapandemie abgeflacht ist, haben die USA mit sogenannten «Stimulus Checks» die Wirtschaft angekurbelt: Jede Bürgerin und jeder Bürger hat einen Check oder eine direkte Überweisung erhalten. Einen Grossteil davon haben sie ausgegeben.
Weil Restaurants geschlossen waren und Reisen nicht möglich war, haben die Amerikanerinnen und Amerikaner mehr Geld in Autos, Möbel und Elektronik gesteckt. Dadurch ist die Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern stark gestiegen und auf ein Angebot getroffen, das durch Kapazitätsrestriktionen, Lockdowns und Lieferengpässen eingeschränkt war.
Inflation: sehr schnell und stark gestiegen
In der Automobilindustrie zum Beispiel sind Elektronikchips coronabedingt Mangelware. Dadurch hat sich die Produktion von Neuwagen stark verlangsamt. Folglich weichen viele Amerikanerinnen und Amerikaner auf den Kauf von Occasionswagen aus. Diese grosse Nachfrage hat einen noch nie da gewesenen Preissprung bei Gebrauchtwagen verursacht und Spuren in der Inflationsentwicklung hinterlassen.
Nicht nur in den USA, sondern generell ist die Inflation innert kürzester Zeit sehr stark gestiegen. Betrachtet man allerdings einen langfristigen Zeitraum von zehn Jahren, ist die Inflationsentwicklung vernünftig. Denn vor der Coronapandemie sind die Konsumentenpreise lange ausserordentlich stabil geblieben. Dazu beigetragen haben das geldpolitische Experiment und strukturelle Rahmenbedingungen wie die fortschreitende Globalisierung, die zunehmende Automatisierung und der technologische Fortschritt.
Wie geht es weiter?
Der Nachfrageschub in Teilmärkten wird abflauen und die angebotsseitigen Engpässe werden sich auflösen. Beides sind Folgen der Pandemie. Der durch den Krieg ausgelöste Rohstoffpreisschock und die damit verbundene Teuerung wird allerdings länger anhalten als zuerst angenommen. Das verkompliziert die Situation. Denn wird eine anhaltend hohe Teuerung erst mal akzeptiert, werden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer diese Erwartung in ihre Lohnforderung einkalkulieren. Da die Löhne die mit Abstand wichtigste Einflussgrösse der Teuerungsentwicklung sind, kann eine Lohn-Preis-Spirale in Gang kommen.
Wie realistisch ist dieses Szenario und was bedeutet es? Was heisst die Inflation überhaupt für die Vermögensverwaltung?
Antworten darauf gibt die aktuelle Ausgabe des Börsenbriefs. Wir wünschen Ihnen gute Unterhaltung beim Lesen.
Haben Sie Fragen zu Ihrer Anlagestrategie? Ihre Kundenberaterin oder Ihr Kundenberater ist gerne für Sie da. Wir freuen uns auf Sie.