Die Unsicherheit an den Finanzmärkten bleibt hoch. Besonders der enorme Refinanzierungsbedarf der USA sorgt für Unruhe. Viele Anlegerinnen und Anleger hoffen auf Stabilität – doch wer entscheidet überhaupt über die langfristigen Zinsen? Und wie finden Preis und Wert an den Märkten ihr Gleichgewicht?
Marktmechanismen und Warnsignale
Die Unabhängigkeit von Zentralbanken ist eine tragende Säule für funktionierende Finanzmärkte. In den USA steht die Zentralbank aktuell aber unter grossem Druck, da tiefe Leitzinsen gewünscht sind. Doch über das Niveau der langfristigen Zinsen entscheidet nicht die Zentralbank, sondern der Markt. Gerät das Vertrauen in zentrale Institutionen verloren, verlangen Investoren höhere Renditen als Ausgleich für die gestiegene Unsicherheit. Deutliche Warnsignale dafür sind fallende Kurse bei langfristigen Staatsanleihen – aktuell nicht nur in den USA – sowie ein steigender Goldpreis.
Das berühmte Zitat von Benjamin Graham, dem Begründer der fundamentalen Wertpapieranalyse, bringt es auf den Punkt: «In the short run, the market is a voting machine but in the long run, it is a weighing machine.» Kurzfristig treiben Emotionen wie Angst und Gier die Börsenkurse. Langfristig setzt sich jedoch das Gleichgewicht zwischen Preis und fundamentalem Wert durch.
Die Preisbildung an den Märkten gleicht also einem ständigen Seilziehen zwischen Optimisten und Pessimisten. Und die Kurse an den Märkten spiegeln den Konsens wider, der sich aus unterschiedlichen Einschätzungen ergibt.
Bewertungen geben Orientierung
Die Marktpreise wiederum lassen darauf schliessen, wer beim Seilziehen aktuell mehr Boden gutgemacht hat. Um die Marktpreise einzuschätzen und miteinander vergleichen zu können, bieten sich sogenannte Bewertungs-Mutliples an. Sie setzen den Aktienpreis zum Beispiel ins Verhältnis zum Gewinn, Buchwert oder Umsatz pro Aktie.
Mehr zur Bewertung und zum Vergleich zwischen der Schweiz, Europa und den USA lesen Sie im aktuellen Zähringer Brief, dem Börsenbrief unserer Partnerin in der Vermögensverwaltung.
Rückschlüsse für die Vermögensverwaltung
Für das Handwerk der Vermögensverwaltung sind Bewertungen neben der Qualität und der Unternehmensführung ein wichtiges Kriterium. Sie werden genutzt, um sowohl Einzelaktien auszuwählen als auch eine regionale Aufteilung vorzunehmen. Insbesondere weil sie als Indikator für langfristige Renditeerwartungen gelten.
Bewertungen sind jedoch nicht das alles dominierende Kriterium. Die Erfahrung zeigt: Die Waage zwischen Preis und Wert kann lange im Ungleichgewicht bleiben. Diversifikation über Regionen, Sektoren und Anlagestile hinweg ist deshalb entscheidend.
Für die momentane Situation heisst das, dass defensive Branchen wie Nahrungsmittel und Gesundheit interessante Einstiegsmöglichkeiten bieten. Beide werden mit einem Bewertungsabschlag gehandelt und sind im historischen Vergleich günstig. Gerade im Gesundheitssektor herrscht ein grosser Pessimismus. Langfristig gesehen ist dennoch mit einer hohen Nachfrage zu rechnen.
Die Erwartung sinkender US-Leitzinsen verleiht den Märkten Rückenwind. Viele Aktienmärkte notieren nahe ihren Höchstständen, während die Kreditrisikoprämien tief sind. In diesem optimistischen, aber unsicheren Marktumfeld gilt es die strategischen Aktienquoten auszuschöpfen und gleichzeitig auf eine ausgewogene Positionierung zu achten, bei der auch defensive Elemente nicht zu kurz kommen.
Haben Sie Fragen zur aktuellen Marktlage oder zu Ihrer Anlagestrategie? Gerne sind unsere Kundenberaterinnen und Kundenberater für Sie da.