Wer sich nach dem turbulenten Jahr 2022 im neuen Jahr nach mehr Stabilität gesehnt hat, ist im ersten Semester 2023 enttäuscht worden. Die UBS hat die Credit Suisse notfallmässig übernommen. Dadurch ist die enorme Bedeutung von Werten wie Vertrauen, Demut und gesundem Menschenverstand im Bankengeschäft wieder in den Vordergrund gerückt. Werte, welche für die Bernerland Bank seit jeher im Zentrum stehen und als Leitplanken für unsere Geschäftstätigkeit dienen.
In diesen anspruchsvollen Zeiten wollte sich unsere Kundschaft vermehrt mit unseren Kundenberaterinnen und -beratern austauschen. Die hohe Nachfrage nach unseren Beratungsleistungen hat dazu geführt, dass wir den Wachstumstrend des Vorjahrs weiter fortsetzen und unser Kundengeschäft signifikant ausbauen konnten. Entsprechend hat sich auch der Geschäftserfolg sehr positiv entwickelt.
Kundengeschäft und Bilanz

Das Kundengeschäft ist im ersten Halbjahr 2023 gegenüber 2022 um CHF 136,4 Mio. gewachsen, was mehrheitlich auf die starke Steigerung der Kundenausleihungen von CHF 73,6 Mio. (+5 %) zurückzuführen ist.
Unsere Kundinnen und Kunden haben im Umfang von CHF 8,3 Mio. neu in Anlagen investiert. Nach einem schwierigen, vom Krieg in der Ukraine und von der Inflation geprägten Börsenjahr 2022 haben sich die Märkte ein wenig erholt. Deshalb sind die Depots um CHF 8,4 Mio. (+6 %) und die Vermögensverwaltungsmandate um CHF 16,3 Mio. (+14 %) gestiegen.
Die Kundengelder sind mit CHF 38,1 Mio. (+3 %) stärker als in den beiden Vorjahren gewachsen. Das positive Zinsumfeld macht Sparen endlich wieder attraktiv, was sich positiv auf die Entwicklung der Kundengelder auswirkt.
Unsere Kundenausleihungen sind zu 83 % mit Kundengeldern finanziert. Die Pfandbriefdarlehen haben gegenüber 2022 um CHF 16,0 Mio. (+5 %) zugenommen. Insgesamt hat sich die Bilanzsumme um CHF 62,0 Mio. (+4 %) auf CHF 1,83 Mia. erhöht.
Erfolgsrechnung
Seit Mitte 2022 hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins fünfmal um insgesamt 2,5 % auf 1,75 % erhöht. Dies hat sich einerseits umgehend auf den Zins der ausgegebenen SARON-Hypotheken ausgewirkt, andererseits haben wir die Zinsen auf Kundeneinlagen erhöht. Ausserdem hat die SNB entschieden, erstmals Sichtguthaben der Banken zu verzinsen.
Aus diesen Gründen ist der Bruttoerfolg im Zinsengeschäft im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 wie erwartet um CHF 1,3 Mio. gestiegen. Der Nettoerfolg hat sich aufgrund höherer Wertberichtigungen um CHF 1,0 Mio. gegenüber dem Vorjahr erhöht. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft ist um 5 % gestiegen, während der Erfolg aus dem Handelsgeschäft um CHF 0,05 Mio. zugelegt hat. Der übrige ordentliche Erfolg liegt CHF 0,2 Mio. über der Vergleichsperiode. Insgesamt hat der Geschäftsertrag gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 um CHF 1,3 Mio. (+12 %) zugenommen.
Der Geschäftsaufwand hat sich gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 um CHF 0,4 Mio. (+5 %) erhöht. Neben dem leicht höheren Personalaufwand liegen auch die Aufwandpositionen IT, Generalversammlung und Projekte über dem Vorjahr. Der Abschreibungsaufwand ist mit CHF 0,1 Mio. (–6 %) leicht tiefer.
Insgesamt erzielen wir einen Geschäftserfolg von CHF 3,4 Mio. und damit CHF 1,0 Mio. mehr als im Vorjahr. Nachdem wir den Reserven für allgemeine Bankrisiken CHF 1,0 Mio. zugeführt haben, weisen wir einen Gewinn von CHF 2,0 Mio. (+1 %) aus.
Viele Highlights im ersten Halbjahr
Die Generalversammlung ist auch im Jahr 2023 ein Höhepunkt in unserem Jahreskalender. Am 13. Mai 2023 haben wir 1’876 Aktionärinnen und Aktionäre in der Ilfishalle in Langnau empfangen. Nach dem offiziellen Teil hat der legendäre SRF-Sportmoderator Bernhard «Berni» Schär das Publikum mit seinem Referat «‹Füretsi› im Spitzensport» begeistert. Auf sehr positives Echo ist auch unser erstmaliges Angebot einer Kinderbetreuung gestossen.
Um unsere Bedeutung als Regionalbank zu stärken, haben wir im ersten Semester 2023 intensiv an der Zentralisierung und Spezialisierung unserer Organisation sowie der Verschlankung unserer Prozesse gearbeitet. Die aktuelle Planung sieht vor, dass sowohl das neue Team im Kunden- und Verkaufssupport als auch die heute in Sumiswald ansässigen zentralen Funktionen wie Fachzentrum, Services, Marketing und Geschäftsleitung per Ende 2025 auf dem Aebi-Areal in Burgdorf gemeinsam einen neuen Standort beziehen. Durch die gute Verkehrsanbindung erwarten wir, leichter neue Mitarbeitende für unsere Spezialistenfunktionen zu gewinnen.
Zum Semesterende haben wir unseren Heissluftballon mit einer Fahrt von Huttwil nach Sumiswald eingeweiht. In Braun mit weissem Logo ist er ein toller Werbeträger und stellt für uns ein Symbol dar, «füretsi» zu streben.
Ausblick
Im Verlauf des ersten Halbjahrs 2023 hat sich die Zinskurve verflacht, sodass kurzfristige und langfristige Zinsen sehr nah beieinander liegen. Aktuell ist die Zinskurve sogar leicht invers, das heisst, die langfristigen Zinsen liegen tiefer als die kurzfristigen. Eine inverse Zinskurve gilt oft als Warnsignal für eine nahende Rezession, einen Rückgang der Wirtschaftsleistung. Aktuell herrscht in der Schweizer Wirtschaft noch fast überall Vollbeschäftigung, für die zweite Jahreshälfte erwarten wir jedoch aufgrund der wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten ein herausforderndes Umfeld.
Im Zinsengeschäft, unserem Hauptgeschäft, gehen wir weiterhin von einer positiven Geschäftsentwicklung aus, allerdings mit abnehmender Wachstumsdynamik. Für das gesamte Geschäftsjahr 2023 erwarten wir einen leicht höheren Jahresgewinn als im Vorjahr.